Wie ich dies an anderer Stelle schon des Öfteren ausgeführt habe, paart sich beim generischen Spielmann eine für Männer erschreckend hohe Emotionalität und Sensibilität, mit fast schon kindlichem Spieltrieb. Da nun der gemeine Spielmann selten alleine, sondern überwiegend in Rudeln, feinsinnig auch Band, vom deutschen Begriff Bande abstammend, genannt, auftritt, stellen die vielfältigen sozialen Beziehungen in solch einem Rudel, ein von der empirischen Sozialforschung bisher sträflich vernachlässigtes, aber dennoch ungemein spannendes, Forschungsfeld dar. Oder um es einfacher auszudrücken, der Umgang der Spielleute untereinander ist für Außenstehende ähnlich schwer zu verstehen, wie Einsteins Relativitätstheorie, Mümmelsteins Musikgeschmack oder Frauen in Beziehungsstreitgesprächen. Das dies bisweilen zu seltsamen Ergebnissen führt und was dies alles mit dem TOP TEN Einstieg, einem heiteren Last-Minute-Urlaub und einem rosa Fiat Panda Cabriolet zu tun hat, das versuche ich im folgenden Text zu erläutern.

Eines grauen und wolkenverhangenen Wintermorges im Heim-Studio [sic] des Bruder Frank, trafen sich eben dieser Bruder und ein nur mäßig motivierter, man könnte schon fast sagen leicht depressiver, Alea, um einen meiner Texte, zu einem Lied werden zu lassen. Aufgrund des tristen Winterwetters und des schwierigen Gemütszustandes unseres Sangesspielmanns, waren wohl die ersten Stunden dieser Zusammenarbeit weniger ergiebig. Man könnte es bestimmt auch weniger diplomatisch formulieren, aber so was liegt mir bekannter Maßen ja fern. Bruder Frank hingegen sah sich den Rest des Wochenendes mit einem misslaunigen Alea konfrontiert und sensibel wie er nun mal ist, beschloss er, dem armen, geknickten Rudelkollegen ein bisschen unter die emotionalen Arme zu greifen. Bei einer guten Tasse Kaffee, aus der nagelneuen Senseo-Maschine, griff Bruder Frank besonders tief in die psychologische Trickkiste und träumte mit Alea von einer tollen, und vor allem fertigen, CD, mit vielen tollen Liedern, die allen so gut gefallen, dass sie sogar in die TOP TEN kommen würde. Egal wieweit hergeholt diese Illusion zu diesem Zeitpunkt auch schien, offenbar heiterte sie Alea etwas auf und um noch eins draufzusetzen sprach der nette Bruder Frank einen folgenschweren Satz: „Weißt du Alea, wenn wir dann TOP TEN sind, dann fahren wir beide erstmal so richtig fett in Urlaub zusammen.“

Tja, offenbar hat das funktioniert. Sowohl als auch. Und wenn Frank dieses Versprechen für sich behalten hätte, dann hätte er jetzt ja auch noch die Chance auf einen Rückzug in Ehren, oder zumindest auf eine gütliche Einigung mit Alea, ein Verschwiegenheitspakt oder so. Aber Bruder Frank musste die Geschichte der wundersamen Sängertherapie natürlich brühwarm Samoel erzählen, dieser hingegen informierte, ebenfalls natürlich, umgehend Elsi und dieser überraschte mich bereits wenige Stunden später mit dieser ungewöhnlichen Wette. Bei mir sind solche Dinge natürlich gut aufgehoben und somit telefonierte ich umgehend mit dem Mümmelstein …

Um die besondere Komik dieser Urlaubspaarung zu verstehen, muss man ein bisschen über die Geschmäcker und Vorlieben der Freizeitgestaltung der beiden zukünftigen Urlaubspartner wissen. Wenn zum Beispiel Alea seinen Urlaub feurig gestalten würde, dann stünde Frank bestimmt der Sinn nach Wassersport, oder um eine andere Analogie zu wählen, wenn Alea der Sinn nach asiatischem Essen, Kunst und Sport stünde, würde Frank auf seine Herkunft verweisen und trotzig erklären dass er jetzt zu Starbucks will. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, gegensätzlicher als diese Beiden kann ich mir schwerlich eine Urlaubspaarung vorstellen – und ich kann mir eine ganze Menge komischer Sachen ausdenken!

So war es eben auch exakt diese schöne Kombination aus ungleichem Paar, einer perfekt funktionierenden Gerüchteküche, die sich locker mit dem rasanten Informationsfluss auf einer durchschnittlichen Damentoilette messen kann, und der uns eigenen Niedertracht und Schadenfreude, die in den letzten Monaten zu sehr viel hämischer Frotzelei führte. Die Spekulationen über das Urlaubsziel der beiden wurden immer wunderlicher und noch, wenn auch gequält, konnten die beiden auch tapfer mitlachen, denn so recht wollte ja keiner an den erstaunlichen Erfolg der CD glauben, jedenfalls nicht bis zum 7. September! Während die restlichen fünf Spielmänner doppelten Grund zur Freude hatten, waren zwei eher mit gemischten Gefühlen zugegen, als wir von der Platzierung erfuhren. Wir, das heißt in diesem Fall alle außer Frank und Alea, waren sich auch schnell einig – die beiden werden von uns zum Flughafen gebracht, keiner weiß wo es hingehen wird und wir setzen sie einfach in den nächstbesten Last-Minute Flieger der abfliegt! Natürlich werden wir euch auf dem Laufenden halten …

Bleibt mir nur noch zu erwähnen, dass eben diese erheiternde Verabredung noch eine Menge anderer verrückter Wetten gebar, die eindeutig zeigen, wie wenig jeder von uns an einen 10 Platz geglaubt hat. Samoel und Jean werden zusammen den Christopher-Street-Day in Köln besuchen, in einem rosa Fiat und mit einem Outfit, das der Mümmelstein aussuchen darf, Elsi und ich müssen auf den Brocken wandern, außerdem muss Alea irischen Volkstanz lernen und ich muss mein Fitnessstudio zum Champagner einladen, in Badehose und den ganzen Tag. Das haben wir jetzt also von unserer kindlich verspielten Spielmannsseite …