JÖRG hat das Gefühl, nie zu genügen.

JÖRG
JÖRG

Von Anfang an war mein Leben von meinem Vater durchgeplant.

Ich sollte gut in der Schule sein, immer ordentlich aussehen, damit man sich nicht für mich schämen muss. Bloß nicht zu sehr auffallen und natürlich den beruflichen Weg meines Papas einschlagen.
So verbrachte ich die Schulzeit als kleine Version meines Bruders. Damit, immer hinten anzustehen. Gleichzeitig versuchte ich durch kleinere und größere Rebellionen meinen eigenen Weg zu finden.

Bei den coolen Kids der Schule kam weder meine null-acht-fünfzehn Frisur, noch mein Klamottenstil – keine Marken wie Replay und Diesel – so richtig gut an. Ich versuchte mich heimlich anzupassen um dazuzugehören. Das brachte aber auch gar nichts, nein, es machte vieles sogar schlimmer.

Erst das Geräteturnen und die Unterstützung meines damaligen Trainers half mir das Gefühl zu bekommen, mehr zu sein, als der Spielball der anderen.
Heute weiß ich, dass aber auch dieser Weg (die Anerkennung über sportliche Leistung) meinen Pfad der Unsicherheit weitergeebnet hat.
Ich messe mich an meiner Leistung und habe immer wieder das Gefühl einfach nicht genug gearbeitet zu haben, auch wenn ich den ganzen Tag bis über ein gesundes Pensum To Dos und Verpflichtungen abarbeite.

Sätze wie: „Klar bekomm ich das hin“ oder „Ja ist kein Problem“ wurden zu meinen ewigen Begleitern und meinem Fallstrick.
Sie führen immer wieder dazu, dass ich mich übernehme. Somit bin ich oft gestresst, unaufmerksam und laut um meine Unsicherheit und meine Selbstkritik zu verstecken.
Vielleicht kennt ihr das ja auch…

Im Moment lerne ich gerade mit professioneller Hilfe die Freiheit des Wortes „NEIN“ zu genießen. Noch fühlt es sich immer wieder falsch an. Aber ich weiß, dass es ein wichtiger Schritt ist den ich nun endlich gehen möchte.

Ich hab mal irgendwo gelesen, dass die 2 mächtigsten Worte unserer Welt „JA“ und „NEIN“ sind. Aber nur eines der beiden schenkt uns wirkliche Freiheit.

Ich wünsche mir den Mut zu haben aus ganzem Herzen NEIN sagen zu können. Ohne danach das Gefühl zu haben Menschen enttäuscht, mich vor einer Pflicht gedrückt oder mal wieder zu schwach gewesen zu sein, eine einfache Aufgabe zu erledigen.

Und ich möchte dieses „Nein“ sagen können, weil mein Herz es so entscheidet. Nicht meine Angst.

Das Gleiche wünsche ich euch allen.
Alles Gute und viel Licht
euer Jörg