GUNTER Wurde in der Schule wegen seiner Ansichten und Träume gemobbt.

GUNTER
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Ich war schon, solange ich denken kann mit sehr viel Fantasie ausgestattet. Ich liebte Märchen und phantastische Geschichten. Als ich sie noch nicht selbst lesen konnte, wurde meine liebe Oma derart angebettelt bis sie mir schließlich eine weitere Geschichte vorlas, und noch eine und noch eine.

Wenn ich niemanden hatte, um mir vorzulesen, gab es Hörkassetten und Comics. Da ich die Texte nicht lesen konnte habe ich mir selbst Geschichten zu den Bildern ausgedacht. Die Comics waren Tim & Struppi von Hergé, Asterix von Goscinny und Uderzo und Prinz Eisenherz von Hal Foster. Bei den Hörkassetten waren es „Das Gespenssterschiff“ von Wilhelm Hauff und „Krieg der Sterne“. Dann irgendwann so wundervoll prägende Geschichten wie „Die Zeitmaschine“ von H.G.Francis bei der Wissenschaftler (Zeit-)Reisen zu den Mayas, den Ägyptern und nach Tiahuanaco machten.

Aus meiner Liebe zu Märchen erwuchs schließlich meine Liebe für Fantasy und Science-Fiction Literatur und meine Begeisterung für Geschichte und Archäologie.

Wenn man, wie ich heute, ein Mann mit 53 Jahren ist, dann ist das allenfalls eine erhobene Augenbraue wert, wenn man unbedacht davon erzählt. Den meisten Menschen nicht mal mehr das, denn Tolkiens „Herr der Ringe“ und „Star Wars“ oder „Indiana Jones“ gehören heute zur modernen Pop-Kultur. Ein Marvel oder DC Film nach dem anderen ist ein Block-Buster in den Kinos. Vor 40 Jahren war das ganz anders. Ich war der Alien der Klasse. Der Merkwürdige und der auf dem man gern herumtrampeln konnte, da er zu keiner Clique gehörte.

Als ich dann noch seltsame Instrumente spielen wollte (Drehleier, Dudelsack) war ich hoffnungslos bei den absolut uncoolen Voll-Nerds angekommen. Natürlich war ich auch noch Rollenspieler und Goth. Volles Brett im Außenseiter-Bingo der Zeit meiner Jugend.

Im Deutschunterricht sollten wir ganz klassisch unser Lieblingsbuch vorstellen. Ich wählte sorgfältig aus. Das Buch von Terry Pratchett „Die Farben der Magie“ (1985) hatte es bei mir knapp vor dem „Herr der Ringe“ von Tolkien und „Illuminatus“ von Shea und Willson geschafft. Als ich nun voll Freude mein Buch präsentierte wurde ich bereits bei der Einleitung sehr grob von meinem Lehrer gestoppt. Ich erzählte gerade von der großen Schildkröte, die durch das All gleitet, auf deren Rücken vier Elefanten… Mit einem: „So ein Mist hat in meinem Unterricht nichts zu suchen“ und „Das ist doch keine Literatur“ wurde mein Vortrag abgebrochen. Ich war seit dem Moment auch offiziell und durch die Autorität des Lehrkörpers zu einem Nerd abgestempelt. Ab da konnte wirklich jeder in der Klasse quasi mit mir machen was er wollte…

All das weswegen ich damals ausgelacht und gehänselt wurde ist heute Teil unserer Kultur. Meine Band, die unter anderem nur wegen unseres Trotzes gegenüber den Lachern von damals existiert, ist das für mich beste Beispiel dafür, dass man seine Träume nie aufgeben soll, auch wenn man meint an der Welt verzweifeln zu müssen. Dass ihr dies hier nun lesen könnt, ist der Beharrlichkeit, man könnte auch sagen der unbelehrbaren Dickköpfigkeit von meinen Jungs und mir zu verdanken. Wir haben nie aufgegeben. Versucht bitte auch nie aufzugeben und haltet an euren Träumen fest.